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Gießener Anzeiger - 28.01.2012
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Gerätetauchkurs im AHS / Allgemeiner Hochschulsport
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^] Spätestens seit den Filmaufnahmen des französischen
Meeresbiologen Jacques Cousteau gelangte die faszinierende Welt unterhalb des
Meeresspiegels auf die Bildschirme, und bizarr anmutende Tiefseefische glotzten
durch die Bullaugen einer Tauchstation direkt in bundesdeutsche Wohnzimmer. Seither
wächst die Zahl der Sporttaucher ständig. Wer es sich leisten kann,
gönnt sich einen Tauchkurs auf den Malediven oder den Seychellen. Studenten
verfügen zwar über die notwendige Zeit, tun sich aber in finanzieller
Hinsicht doch etwas schwer, so daß ein solcher Kurs für sie nicht in
Frage kommt.
Eine Möglichkeit, die Grundkenntnisse im Tauchen zu erwerben, bietet der
Allgemeine Hochschulsport der Uni Gießen. Innerhalb fünf Kurstagen
a` 3 Stunden werden Kenntnisse der Tauchtheorie und Gerätekunde vermittelt
und der Umgang mit der ABC (Grund-)Ausrüstung sowie dem Drucklufttauchgerät
geübt. Kursziel ist der Sporttauchschein als Grundausbildung. Hier wird Grundtauchschein
als erstes Modul zum "OPEN WATER DIVER" oder CMAS TAUCHER EIN STERN
des Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST) und des Welttauchsportverbandes CMAS
erworben.
Veranstaltungsort ist das Schwimmbad Pohlheim, wo ein 4 m tiefes Becken und ein
50 m langes Becken zur Verfügung stehen.
Seit ca 30 Jahren bieten die VDST-Leute im Verbund mit dem Allgemeinen Hochschulsport
diese Kurse unter der Bezeichnung "Zweiter Weg im Sport" an. Das heißt.
der Kurs ist für jedermann erschwinglich. Pro Kurs entstehen lediglich Kosten
von 80,- € incl. dem Eintritt für das Hallenbad. Hinzu kommen die Anschaffungskosten
für die Grundausrüstung (Brille, Schnorchel, Flossen), die nicht ausgeliehen
werden dürfen.
Die Übungsleiter sind Tauchlehrer des VDST und Mitglieder des Vereins
Grün-Weiß Gießen oder anderer hessischer Tauchsportvereine,
arbeiten unentgeltlich und sorgen dafür, daß jede(r) Teilnehmer(in)
sämtliche 14 Prüfungsbestandteile meistern kann. Erfahrungsgemäß
sind die Kurse für manche Interessenten zu konzentriert. Dieser Personengruppe
wird die Möglichkeit eingeräumt, die letzten beiden Kursabschnitte
unentgeltlich zu wiederholen. Sollte auch diese "Nachbereitungszeit"
zu kurz sein, kann der ganze Kurs zum halben Preis wiederholt werden.
Regelmäßiges Zeit- und Streckentauchen mit Schnorchel sorgt für
die notwendige Kondition. Im Tiefbecken geht's dann zur Sache: Die Taucher werden
zunächst mit den Pflicht- und Zusatzzeichen unter Wasser vertraut gemacht
und lernen den Umgang mit dem Druckluftauchgerät. Die "Wechselatmung"
das heißt zwei Personen teilen sich ein Gerätemundstück (Lungenautomat),
gehört zu den grundsätzlichen Übungen, die ein Taucher beherrschen
muß. Bei Ausfall eines Gerätes unter Wasser kann damit die Zeit bis
zum Auftauchen mit nur einem Tauchgerät überbrückt werden. Im
Übungsfall werden sogar mehr als zwei Taucher mit nur einem Tauchgerät
zurechtkommen. Auch das wird geübt, und wenn sich drei, vier Leute um ein
Mundstück balgen, entstehen schon mal erheiternde Situationen. Zum Glück
befindet sich in diesem Fall die Wasseroberfläche nur vier Meter über
dem Schauplatz. Anders ist dies in Seen bzw. im Meer bei längeren Tauchgängen
in größeren Tiefen: auch bei Luftengpässen müssen einige
Minuten sogenannte Dekompressionspausen in bestimmten Tiefen, vor dem eigentlichen
Auftauchen eingehalten werden.
Nach Abschluß des Lehrgangs und der Prüfung in Theorie und Praxis
haben die Interessenten eine sportärztliche Tauglichkeitsuntersuchung zu
bestehen. Danach geht es ins Freigewässer. Tauchschulen in der ganzen Welt
akzeptieren die in Gießen erworbene Grundausbildung bestehend aus: Modul
1 Hallenbadausbildung und Modul 2 Theorieausbildung. Nun folgt Modul 3: Freigewässerausbildung
. Insgesamt sechs Tauchgänge sind gemeinsam mit einem Tauchlehrer abzuleisten.
Preislich liegt das zwischen 190 und 350 Euro, je nach Destination. Die Gießener
bieten diese Freigewässerausbildung aber auch im kühlen Baggersse
in Niederweimar zwischen Gießen und Marburg für 150 Euro an. Im Preis
eingeschlossen ist natürlich der warme Neoprenanzug von Kopf bis Fuß
und Hand.
Nach erfolgreichem Abschluß ist man ein "international gültiger
CMAS OPEN WATER DIVER."
AHS
Heinz Travelot
Wenn ich ein Fischlein wär
Die Faszination des Tauchens im Hallenbad Pohlheim
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^] "Ein Taucher, der nicht taucht, taucht nix."
Sinngehalt gleich Null, dennoch die Lacher auf seiner Seite hat Jürgen Patzer,
Rektor einer Grundschule mit Wahlfach Sport und staatlich geprüfter Tauchlehrer,
zudem noch Vorsitzender des Gießener Sportvereins und Tauchclubs "GRÜN-WEISS-GIESSEN".
Gewöhnlich spitzen rund 25 "Landsäugetiere", Spezies Homo
Sapiens, aufmerksam die Ohren, wenn Jürgen über physiologische, physikalische,
mathematische, medizinische Feinheiten des Tauchens im Anfängerkurs/Theorie
doziert; grundschulhaft einfach, aber dennoch wissenschaftlich korrekt. DieTeilnehmerInnen
hatten zuvor ihr Eintrittsbillet von liquiden 80,- € incl. Hallenbadeintritt
auf den Tisch geblättert. Mit ABC-Ausrüstung ausgestattet, die sportmedizinische
Untersuchung bzw. das tauchärztliche Zeugnis mit "Bravour" durchlaufen,
ging Poldi Rücker-Zöller mit auf Tauchstation im Hallenbad Pohlheim-Watzenborn.
Welten liegen noch zwischen blutigen Laien und idealisiert-visualisiertem Traum
vom Tauchen in Korallenriffs vor den Malediven - noch immer Eldorado aller Sporttaucher.Die
Entwicklung dieses relativ jungen Sports ist eng verknüpft mit den Namen
Hans Hass und Jacques-Yves Cousteau. Letzterer eröffnete die Unterwasserwelt
überhaupt erst für den Tiefsee-Tourismus heutigen Ausmaßes durch
die Erfindung des ersten Preßluft-Tauchgerätes, der sog. "Aqualunge".
Der landlebende Mensch wäre für ein Leben unter Wasser physiologisch
denkbar ungeeignet. Er, insbesondere sein Gehirn - denn Tauchen spielt sich im
Kopf ab - ist der Schwachpunkt beim Tauchen.
Das Zauberwort heißt Druckausgleich. Bereits an Land herrscht ein Druck
von 1 bar. d.h.: pro Quadratzentimeter Körperoberfläche lastet die Gewichtskraft
(Luftsäule) von 10 Newton (1 kg). Bei einer Gesamtoberfläche des Menschen
von 15000 bis 18000 Quadratzentimetern summasummarum gewichtige 15 bis 18 Tonnen!
Da Flüssigkeiten und feste Materie inkompressibel sind, nicht weiter bedenklich.
Bei einigen größer, bei anderen kleiner, besteht unsere Körpermasse
aber auch aus Hohlräumen (Gehirn, Lungen, HNO-Raum etc.). Und die sind gasgefüllt.
Nicht wahrnehmbar, aber wahr: der körperliche Organismus leistet unglaubliche
Druck-Gegenkräfte. Mit zunehmender Wassertiefe maximiert sich der Druck pro
10 m um 1 bar. Der Gedanke daran läßt die Eustachische Röhren
empfindlich vibrieren.
Erste Aufgabe für die Kursteilnehmer im Theorieunterricht: Nase und Mund
verschließen, schneuzen, pressen. Das "untrainierte Ohr" lernt
Druckdifferenzen auszugleichen.
Wem im späteren Verlauf des Kurses Fachtermini wie Dekompression, Vitalkapazität,
Residialvolumen, Hyperventilation, Konvektion, Luftverbrauchsberechnung etc. nicht
mehr wie späthebräische Hieroglyphen vorkommen, der darf nach dem im
Schwimm-Bassin umherdümpeln auch im Freitauchgewässer, im NIEDERWEIMARER
SEE zwischen GI und MR seine von Tauchlehrern begleiteten Prüfungstauchgänge
absolvieren, nämlich 6 an der Zahl.. Bis dahin müssen für die Sicherheit
unabdingbare Mechanismen bzw. Bewegungsabläufe -Wechselatmung, Rotationen
um die Körperachse, Maske ausblasen u.a.- traumwandlerisch internalisiert
werden.
Ein Crash-Kurs sozusagen, denn Tauchen heißt vor allem, sich der Gefahren
bewußt sein, lernen mit ihnen umzugehen. Jürgen formuliert es sarkastischer:
"In Deutschland kann sich jeder auf seine Art umbringen,er darf nur keinen
anderen schädigen." Nach seinen Aussagen wurden seit 1972 durch professionelle
Tauchlehrer und Fachübungsleiter (u.a. vom Tauchverein Grün-Weiß
Giessen, TC Watzenborn, TC Wetterau, TC Wetzlar, TC Marburg) an die 3000 Tauchschüler
ausgebildet. Wenn wir uns nun vorstellen, wieviel Tauchsport-Clubs es im DSB (DEUTSCHER
SPORTBUND) innerhalb des des Spitzenfachverbandes VDST (Verband Deutscher Sport
Taucher) und des Welttauchsportverbandes CMAS (Confederation Mondial des Activites
Subaquatic) gibt, die ebenfalls alle Tauchschüler ausbilden, müßten
sich bald mehr Taucher als Fische in den Weltmeeren tummeln. "Gottseidank",
so Jürgen, "lassen es jedoch viele bei der preiswerten Grundausbildung
im Hallenbad bewenden und belegen als sportliche Multikultis als nächstes
einen Tischtennis- oder Tanzkurs anstatt eines aufwendigen Freigewässertauchens
in Niederweimar oder teuren Tauchens auf den Malediven".
Unsere Wasserflächen sind für zuviel Taucher nicht ausreichend, der
Eingriff durch den Menschen kann Raubbau an Flora und Fauna sein und ist biologisch
nicht unbegrenzt. Wir versuchen im Tauchkurs, soweit die Zeit ausreicht, Umweltbewußtsein
durch meeresbiologische Hinweise zu schulen."
Zumindest er und seine Tauchlehrerkollegen sind sich der Ambivalenz des Tauchsports
bewußt.
Frage an die Beteiligten: "Was fasziniert Euch so am Tauchen?" Antworten:
"Dreidimensionales Bewegen,
Selbsterfahrung, Herausforderung, Super-Unterwasserwelt, Streßbewältigung,
mehr Urlaubsfreude", so ein
kurzes Brainstorming. Mehr kann der Kurs in 2 Stunden Praxis und jeweils einer
Stunde Theorie an fünf Donnerstagen nicht leisten. Aber ein feiner Vorgeschmack
ist es ohne Zweifel, graziös, fast schwerelos durch's Wasser zu schweben.
Auch wenn' sich das Ganze in nur 4 Meter Tiefe des Hallenbades abspielt.
Eine echte "Trockenkurs"-Alternative für TV-Freaks bieten nur
die Klassiker von Hans Hass "Die Welt unter
Wasser" oder "Unter Menschen unter Haien". Das Ganze vom Fernsehsessel
aus, bei Chips und Bier !
EXPRESS
Poldi Rücker-Zöller
Hier fehlen die typischen Luftblasen
"Tec-Diving" ist eine neue Art, sehr lange zu tauchen - Geatmet wird reiner Sauerstoff
[^] GIESSEN (kg). Das "Tec-Diving", wie das so genannte technische Tauchen genannt wird, wird beim Sportverein Grün-Weiß Gießen durch eine Neuheit bereichert. Tec-Diver sind die Taucher, die mit bis zu insgesamt vier Gasversorgungsflaschen mit- verschiedenen Gasgemischen unter Wasser grÖßere Tiefen aufsuchen oder HÖhlen und Wracks besuchen. Anders als die herkÖmmlichen Tauchgeräte, die die Taucher auf dem Rücken tragen, sieht die neueste Errungenschaft beim Grün-Weiß Sportverein aus. Wie ein großer flacher Rucksack wirkt das gelbe Tauchgerät. Hinter dem Deckel des Gerätes verbergen sich die Flaschen. Und im Unterschied zum herkÖmmlichen Taucher fehlt beim Tec-Diver, der das "Inspiration" auf dem Rücken hat, die typische Bläschenbildung durch das Atmen unter Wasser.
Der Anstoß für die Entwicklung des Gerätes kam aus der Militärtechnik, denn Taucher wollen bei ihren Erkundungen unter Wasser nicht gesehen werden. Deshalb wurde mit reinem Sauerstoff getaucht. Nur ausgebildete und speziell geschulte Presslufttaucher dürfen das Gerät, das mit rund 5000 Euro zu Buche schlägt und damit den zehnfachen Preis einer normalen Tauchgarnitur hat, benutzen. Bei der Tauchabteilung von Grün-Weiß Gießen sind bislang nur Vorsitzender Jürgen Patzer und Ausbildungsleiter Thomas Baier in der glücklichen Lage, die "Revolution im Tauchsport", wie es in einer Beschreibung heißt, zu nutzen, weil sie umfassend am Gerät ausgebildet sind.
Im kommenden Jahr werden weitere gut ausgebildete Interessierte an "Inspiration", wie das technisch wertvolle Pracht-Stück heißt, eingewiesen. Alle Geräte und Instrumente, die der ausgebildete Taucher beim Abstieg in die Tiefe benÖtigt, sind in doppelter Ausfertigung vorhanden. Für ambitionierte Sporttaucher bietet "Inspiration" gegenüber den herkÖmmlichen Geräten erhebliche Vorteile: große Gewichtsersparnis, eine Verlängerung der Tauchzeit und eine Verkürzung der Dekompressionszeit.
Doch nicht nur das technische Tauchen zählt zum umfangreichen Programm beim Sportverein Grün-Weiß. Tauchkurse für Behinderte erfordern ein großes Engagement der Tauchlehrer. Tauchen ist übrigens nicht nur ein Sport für harte Männer. Gesund muss man sein, aber es ist kein Kraftsport, und die Fähigkeit, Ruhe zu bewahren und das Denken unter Wasser nicht ganz dem Partner zu überlassen, gehÖrt dazu. Nur 80,- € kostet der Kompaktkurs, bei dem die Grundlagen des Gerätetauchens in Theorie und Praxis vermittelt werden und der mit einer Prüfung abschließt. über ein Info-Telefon 06406/6240, die Freecall-Nummer 0800tauchkurs und unter www.0800-tauchkurs.de gibt es Informationen.
Gießener Anzeiger
Klaus Dieter Jung